Putzbrunn,
01
September
2021
|
14:07
Europe/Amsterdam

Die 7 wichtigsten Kriterien für die Auswahl von Schutzbekleidung gegen Störlichtbogen

Funktionsgraphik

Der Schutz von Elektromonteuren, die bei ihrer täglichen Arbeit der Gefahr eines Lichtbogens ausgesetzt sind, hat oberste Priorität. Ihrer Persönlichen Schutzausrüstung gegen die thermischen Auswirkungen eines Störlichtbogens (PSAgS) kommt daher ein hoher Stellenwert zu. Neue Entwicklungen, Vorschriften und Prüfstandards können jedoch bei Arbeitgebern für Verwirrung und Unsicherheit sorgen.

Im Folgenden erklärt Dr. Peter Wimmer, Produktspezialist für GORE® PYRAD® Bekleidung mit Störlichtbogenschutz bei W.L. Gore & Associates, welche genormten Prüfungsverfahren für PSAgS es gibt und was dabei zu beachten ist:

  1. IEC 61482-2 gegen die thermische Gefahr von Lichtbögen regelt die grundlegenden gesetzlichen Anforderungen an PSA. Es handelt sich dabei um den wichtigsten Standard für Schutzbekleidung gegen die thermischen Gefahren von Lichtbögen. Der Standard IEC 61482-2 beinhaltet Anforderungen und Prüfverfahren für Bekleidung, die als PSA gegen die thermischen Gefahren durch Störlichtbögen eingesetzt wird; Arbeitgeber dürfen ausschließlich PSAgS mit dieser Schutzklasse bereitstellen. Damit ein Kleidungsstück die Anforderungen dieses IEC-Standards erfüllt, muss es eines oder idealerweise beide Testverfahren erfolgreich durchlaufen. Bei den Prüfverfahren wird zwischen dem offenen Lichtbogentest gemäß IEC 61482-1-1 und dem sogenannten Box-Test gemäß IEC 61482-1-2 unterschieden.
     
  2. Der Test mit offenem Lichtbogen (Open Arc Test) ist eine Methode zur Ermittlung des thermischen Lichtbogenkennwertes (ATPV, Arc Thermal Protection Value), der das Kriterium der Stoll-Kurve heranzieht. Bei dieser handelt es sich um einen Graphen, der auf dem Verhalten der menschlichen Haut bei Hitzeeinwirkung beruht und verwendet wird, um das Risiko für Verbrennungen zweiten Grades vorherzusagen. Der ATPV gibt demnach an, welcher thermischen Energie PSAgS wiederstehen kann, bevor der Träger Verbrennungen zweiten Grades erleidet. Auf diese Weise wird aus dem offenen Lichtbogentest der Lichtbogenkennwert ermittelt.
     
  3. Der ATPV-/EBT-Wert (Arc Thermal Protection Value/Energy Breakopen Threshold) beschreibt einen Kennwert, der angibt, in welchem Maße ein Stoff seinen Träger vor durch Störlichtbogenenergie verursachten Verbrennungen schützen kann. Der Kennwert wird in Kalorien pro Quadratzentimeter angegeben und ist jene Einwirkenergie auf das Material, bei der mit 50%iger Wahrscheinlichkeit so viel Hitze durch den Prüfling dringt, dass mit einer Verbrennung zweiten Grades zu rechnen ist. Je höher der numerische Wert, desto höher ist der Schutz.
     
  4. Der ELIM-Wert steht für Incident Energy Limit Value, also den Grenzwert für die Durchgangsenergie. Er wurde 2019 in den überarbeiteten Standard IEC 61482-1-1 für offene Lichtbogentests aufgenommen. Der ELIM-Wert beschreibt als numerischer Wert die Durchgangsenergie, unter deren Einwirkung alle Reaktionen des Materials unterhalb der Stoll-Kurve liegen und dieses nicht aufbricht. Der ELIM-Wert ergibt sich aus dem Durchschnitt der drei höchsten Durchgangsenergiedatenpunkte, die gerade noch unterhalb der sogenannten „Mix Zone“ liegen. Diese beschreibt beim Testen den Bereich zwischen dem niedrigsten Durchgangsenergiewert, der die Stoll-Kurve überschritten hat, und dem höchsten Durchgangsenergiewert, der die Stoll-Kurve nicht überschritten hat.
     
  5. Der Box-Test beschreibt ein weiteres Prüfverfahren. Dabei wird ein Lichtbogen zwischen zwei Elektroden erzeugt, die in einer Gipsbox angeordnet sind. Dieses Prüfverfahren liefert keinen Lichtbogenkennwert. Vielmehr wird die Lichtbogenschutzwirkung über zwei die Schutzklassen ermittelt. Schutzkleidung, die diesen Test besteht, wird in Klasse 1 oder Klasse 2 eingeteilt: Der Verfahrensstandard beschreibt entsprechend der Höhe der Einwirkenergie zwei Testbedingungen.
     
  6. Beim Box-Test Klasse 1 wird ein Lichtbogen mit 4kA über eine Dauer von 500ms erzeugt. PSA dieser Klasse erfüllt nur die grundlegenden Anforderungen und bietet dem Endverbraucher einen geringeren Schutz.
     
  7. Der Box-Test Klasse 2 hat höhere Anforderungen als das Prüfverfahren der Klasse 1. Der Test erfolgt mit einer Lichtbogenstromstärke von 7kA über eine Dauer von 500ms. PSA mit dieser Schutzklasse ist daher sicherer.

Um herauszufinden, welche Schutzklasse die höchsten Sicherheitsstandards für den Schutz vor Störlichtbögen und damit für die eingesetzten Arbeiter bietet, sind die hier erwähnten Begriffe, Prüfverfahren und Schutzstandards eine hilfreiche Orientierung. Darüber hinaus ist es immer ratsam, einen bewährten und vertrauenswürdigen PSA-Hersteller einzubeziehen, der die Trageversuche und den Beschaffungsprozess von Anfang an begleitet.

 

Gore hat Outdoorbekleidung mit wasserfesten, atmungsaktiven GORE-TEX Materialien vor über 40 Jahren revolutioniert und bleibt weiterhin ein führender Innovator für Funktionskleidung. Produkte mit Gore Funktionsmaterial bieten Komfort und Schutz unter schwierigen Bedingungen sowie im Alltag und bieten ihren Trägern, die Möglichkeit mehr zu erleben. Von der Wanderung im strömenden Regen, über den Verteidigungseinsatz bis hin zur Brandbekämpfung – Gore versteht die Anforderungen von Verbrauchern und Branchen, den Treibern für die Entwicklung von Produkten, die den Leistungsvorteil bieten.

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